Villen in Thalheim/Erzgebirge (Zwönitztal)

Villen in Thalheim/Erzgebirge (Zwönitztal).

Viele Bauwerke zeugen noch von der großen industriellen Vergangenheit dieser Kleinstadt im Zwönitztal. Daher und aufgrund seiner landschaftlich herrlichen Lage, rührt der Name „Thalheim, die Perle des Zwönitztals“.

Thalheim zählte einst über 12.000 Einwohner und täglich kamen ungefähr noch einmal so viele Berufstätige hinzu, um ihrer Tätigkeit in den zahlreichen Fabriken der Stadt nachzugehen. Es herrschte ein reges Treiben auf den Straßen und es gab viele Geschäfte, Gaststätten, Fleischer, Bäcker, Kinos, Tanzsäle und Sportvereine.

Inzwischen wurden viele Fabriken abgerissen und auch ihre Schornsteine beseitigt. Aus einer Indrustriestadt ist fast schon wieder ein größeres Dorf geworden. Die herrschaftlichen Villen hingegen wurden aufwendig saniert und schmücken Heute das Stadtbild.

Die Villen dienen heute, wie auch damals, Wohnzwecken bzw. beheimaten die EUBIOS Reha-Fachklinik oder auch eine Kindertagesstätte oder ein Ärztehaus.

 

Zur Geschichte:

  • 12. Jh.

    Das Dorf Thalheim wird gegen Ende des 12. Jahrhunderts von fränkischen Siedlern als zweiseitiges Reihendorf mit Waldhufenflur gegründet. Es gehört zur feudalen Herrschaft Stollberg-Hoheneck.

  • 1346

    Thalheim hat bereits eine eigene Kirche.

  • 1447

    Das Dorf Thalheim wird urkundlich erwähnt.

  • 1459

    Die Herrschaft Stollberg mit der Gemeinde Thalheim geht in den Besitz des Markgrafen von Meißen über.

  • 1504

    Schon frühzeitig wird in Thalheim Bergbau betrieben. Doch die erhofften Silberfunde bleiben aus.

  • 1542

    Thalheim zählt 32 Bauerngüter und 7 Häusleranwesen. Eine Mühle arbeitet im Dorf und in der Erbschänke wird Bier gebraut. Auch eine Kirchschule ist bereits vorhanden.

  • 1564

    Kurfürst August kauft die Herrschaft Stollberg, die nun kursächsisches Amt wird. Das waldreiche Thalheim ist seitdem Sitz des Amtsförsters. In den vergangenen Jahrhunderten war die Herrschaft Stollberg im Besitz verschiedener Adelsgeschlechter, so der Burggrafen von Starkenberg, der Herren von Schönburg, des Burggrafen von Eger und Elbogen und der Herren von Schönberg.

  • 1582

    Die Pest, aus Böhmen eingeschleppt, wütet in Thalheim. 82 Todesopfer sind zu beklagen.

  • 1599 – 1620

    In dieser Zeit werden 3 weitere Mühlen in Thalheim erbaut. Ihre Räder treibt hauptsächlich das Wasser des Zwönitz-Baches an. Sie dienen dem Mahlen von Getreide, der Holzverarbeitung und dem Walken von Tuchen. Aufgrund seiner Lage bot Thalheim für den Betrieb von Wassermühlen besonders günstige Voraussetzungen.

  • 1628

    Ein Hochwasser reißt mehrere Häuser weg und fordert 5 Menschenleben.

  • 1618-1648

    Erstmals wird das Dorf 1632 von den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges heimgesucht. In den folgenden Jahren brennen auch in Thalheim Häuser, wird von Soldaten gemordet, geraubt und gefoltert. Hungersnot und grassierende Seuchen raffen große Teile der Bevölkerung dahin. Die Zahl der Einwohner geht von reichlich 400 vor dem Krieg auf etwa 250 bei Kriegsende zurück.

  • 1681-1684

    Das Thalheimer Eisenhammerwerk wird erbaut

  • 1730

    Die Strumpfwirkerei beginnt in Thalheim Fuß zu fassen und nimmt bald einen starken Aufschwung.
    Schon im 17. Jahrhundert waren in Thalheim die Weberei und das Klöppeln heimisch. Im 19. Jahrhundert entwickelt sich die Strumpfwirkerei zum Haupterwerbszweig der hiesigen Bevölkerung. Es kommt zu einem stetigen Anwachsen der Einwohnerzahl.

  • 1799

    In Thalheim beginnt der Bergbau auf Arsenkies (Thalheimit). Bis etwa 1828 wird die Grube “Wille Gottes” mit zahlreichen Stollen und Schächten betrieben.

  • 1839

    Die Thalheimer Strumpfwirker gründen eine eigene Innung. Im Dorf gibt es bei rund 1800 Einwohnern 269 Strumpfwirker mit etwa 500 Stühlen.
    Bereits 3 Baumwollspinnereien werden betrieben. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts wächst Thalheim zum Zentrum der Strumpfindustrie.

  • 1849-1850

    Nach dem Abriß der baufälligen alten Kirche wird eine neue, vom Baumeister Uhlig aus Altenhain entworfene Kirche in Thalheim errichtet.

  • 1874

    Von den Mitgliedern der Thalheimer Turnerschaft wird die Freiwillige Turnerfeuerwehr, die Vorläuferin der heutigen Freiwilligen Feuerwehr, gegründet.

  • 1875

    Die Inbetriebnahme der Eisenbahnstrecke Chemnitz – Aue, an der Thalheim liegt, fördert die Industriealisierung des Ortes. In den folgenden Jahrzehnten erlebt Thalheim ein enormes Wirtschaftswachstum.

  • 1888-1889

    Mit dem Bau einer großzügigen Zentralschule. kann die bis dahin herrschende Schulraumnot auf lange Zeit behoben werden.

  • 1906-1907

    Im Zentrum der Gemeinde wird ein repräsentatives Rathaus. erbaut. Dieses ist – ebenso wie die gleichfalls um die Jahrhundertwende entstandenen zahlreichen Wohn- und Geschäftsgebäude – ein Symbol des gewachsenen Wohlstandes der Thalheimer Einwohnerschaft.

  • 1914-1918

    Der Erste Weltkrieg bringt auch Thalheim unsagbares Leid und große Entbehrungen.

  • 1922-1929

    Als Resultat einer regen Bautätigkeit entstehen die Kriegersiedlung, die Hofackersiedlung, die Parksiedlung und der Städtische Neubau.

  • 1924

    Die Turnhallen an der Stollberger Straße und im Pfarrgrund werden erbaut.
    Seit jeher war Thalheim eine Hochburg des Sportes. Besonders im Kraftsport, Ringen, Handball, Fußball, Turnen, Kegeln und in der Leichtathletik werden sachsen- und deutschlandweit hervorragende Siege errungen.

  • 1925

    Am 28. März wird Thalheim das Stadtrecht verliehen.
    Über 8100 Menschen wohnen in dem zur sächsischen Strumpfmetropole herangewachsenen Ort.
    In mehr als 120 Thalheimer Fabriken und Kleinbetrieben sind etwa 5400 Arbeitskräfte beschäftigt. Für kurze Zeit werden in Thalheim auch Schallplatten der Marke “Clausophon” hergestellt und Motorräder vom Typ “Eisenhammer” montiert.
    Mit dem Bau des Thalheimer Stadtbades entsteht das damals größte und schönste Freibad im Erzgebirge.

  • 1939-1945

    Wenn auch der Ort selbst keine nennenswerten materiellen Kriegsschäden zu beklagen hat, so läßt der Zweite Weltkrieg doch über die Bevölkerung unvorstellbares Leid hereinbrechen.

  • nach 1945

    Durch den Zuzug von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen wächst Thalheims Einwohnerzahl auf über 10000 an. Wohnraumnot und Lebensmittelmangel charakterisieren die ersten Nachkriegsjahre.
    Die meisten Thalheimer Großbetriebe werden enteignet, viele Maschinen demontiert und in die Sowjetunion abtransportiert. Im Rahmen der Bodenreform entstehen mehrere Neubauernwirtschaften.
    Aus Rüstungsbetrieben der Elektroindustrie, die während des Krieges ins Erzgebirge verlagert worden waren, wird 1948 der volkseigene Betrieb Technisch-Physikalische-Werkstätten Thalheim (VEB TPW) gebildet. In den fünfziger Jahren erfolgen der Zusammenschluß von Einzelbauern zu einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) und die Bildung der ersten Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH) in Thalheim.
    Dominierender Wirtschaftszweig bleibt jedoch die Strumpfindustrie.

  • 1970

    Nachdem bereits 1965 Thalheimer, Auerbacher und Oberlungwitzer Strumpfbetriebe zum VEB Feinstrumpfwerke Esda Thalheim vereinigt worden waren, wird 1970 der VEB Strumpfkombinat Esda Thalheim gebildet, dem alle Strumpfbetriebe der DDR angeschlossen sind.

  • 1977-1982

    Das Neubaugebiet “Am Stadtbad”, in dem 850 Familien neue Wohnungen beziehen, entsteht. Vorher waren bereits Neubaugebiete an der Schillerstraße und der Tannenstraße errichtet worden.

  • seit 1990

    Die politische Wende, die auch in Thalheim mit friedlichen Demonstrationen unter dem Motto “Wir sind das Volk!” einhergeht, bringt dem Ort radikale wirtschaftliche Veränderungen.
    Da die bestehenden Großbetriebe den Anforderungen der Marktwirtschaft nicht gewachsen sind, müssen viele Arbeitsplätze in den traditionellen Industriebereichen abgebaut werden. Dagegen siedeln sich nach und nach kleine und mittelständische Betriebe in Thalheim an, unter anderem in einem neuerschlossenen Gewerbegebiet.
    Der sanfte Tourismus und attraktive Angebote im Sport- und Freizeitbereich gewinnen für die Stadt immer größere Bedeutung.
    Mit dem Verlegen der neuen Kanalisation wurden nicht nur die Straßen grundhaft instandgesetzt, sondern auch eine der modernsten Kläranlagen innerhalb Europas in Betrieb genommen. Neugebaute und sanierte Wohn- und Geschäftsgebäude prägen inzwischen das Ortsbild.
    Seit 1991 bestehen partnerschaftliche Beziehungen zur fränkischen Gemeinde Markt Roßtal,seit 2008 mit der rumänischen Gemeinde Daja (Thalheim) in Siebenbürgen.